Umbau des Kornspeichers hat begonnen

Ostsee-Zeitung vom Sonnabend/Sonntag, 27./28. November 2021

Von Jana Franke

48 Wohnungen entstehen in dem Gebäude. Auf dem historischen Industriegelände in Bad Kleinen sollen zudem Mehrfamilienhäuser gebaut werden.

Bad Kleinen. Meterhoch ragt das Silo in den Himmel. Es ist von überall zu sehen – egal, aus welcher Himmelsrichtung in Bad Kleinen. Zu ihm gesellt sich ein noch viel größerer, 50 Meter hoher Kran. Mit einer Verzögerung von sieben Monaten hat der Umbau des ehemaligen Kornspeichers auf dem Gelände des historischen Ensembles begonnen. Hier befand sich auf drei Hektar eine der ehemals größten Industriemühlen Norddeutschlands. Nachdem der geplante Baubeginn im April aus statischen Gründen und aufgrund der Corona-Situation und damit verbunden Schwierigkeiten im Vertrieb noch einmal verschoben werden musste, ist es nun endlich so weit: Bagger sind gerade dabei, die Baugruben für den Anbau des Silos und für das Parkhaus gegenüber auszuheben. Hier und da sind Scheiben des neungeschossigen, 1961 erbauten Speichers eingeworfen. Dadurch zeigt sich aus den höheren Ebenen des Gebäudes ein wundervoller Blick auf den Schweriner Außensee. Den dürften ab Ende 2023 die ersten Mieter genießen können. Denn dann soll das Projekt fertiggestellt sein, blickt Egon Flemming voraus. Er ist Geschäftsführer der Mühlenquartier Bad Kleinen GmbH. Sie erwarb im Spätsommer 2018 das Gelände. Zur Unterstützung der Projektentwicklung konnte Flemming den finanzstarken Partner Peter zum Felde als neuen Gesellschafter gewinnen.

Entstehen sollen im alten Kornspeicher 48 exklusive Eigentumswoh- nungen. Die Größen variieren zwischen 56 und 122 Quadratmetern. Die Kaufpreise liegen bei 3700 bis 4700 Euro pro Quadratmeter. Mehr als die Hälfte sei bereits verkauft, 17 von Interessenten verbindlich reserviert. „Aber es sind noch welche zu haben, sogar einige Top-Wohnungen mit attraktivem Blick auf den Schweriner See“, berichtet der Geschäftsführer. Viele Interessenten würden aus den alten Bundesländern kommen und Best Ager sein, wie er es umschreibt – also die Generation 60 plus. „Sie wollen ins schönste Bundesland der Welt“, sagt er lächelnd. Dafür brechen sie ihre Zelte in der Heimat ab, um hier im Alter noch einmal sesshaft zu werden. Egon Flemming nennt es auch „Großstädteflucht“. Die, die nicht sesshaft werden wollen, nutzen die Wohnungen als Kapitalanlage. Anfragen aus Mecklenburg-Vorpommern? Einige gibt es auch, sagt Egon Flemming, aber leider habe keiner eine Wohnung erworben. „Das mag später anders sein, wenn wir mit dem Mühlenpark, ein Teil des Mühlenquartiers, beginnen.“ Dieser soll im zweiten Schritt gebaut werden – ein Dorf im Dorf quasi – mit Wohnungen zur Vermietung oder zum Verkauf in Mehrfamilienhäusern. „Um dem Parkcharakter gerecht zu werden, erhalten alle Häuser ein Gründach“, so Flemming. Im dritten und letzten Schritt wird das historische Mühlengebäude in Angriff genommen, das seit 1993 vom Verfall bedroht ist. „Somit entsteht bis 2027 ein urbanes Quartier für eine besondere Lebensqualität – mit Wohnungen und in der historischen Mühle Raum für Gewerbebetriebe, ein Leuchtturm der Kreativwirtschaft, sowie einem Restaurant und einem Mühlenmuseum“, zählt Flemming auf. Zudem sollen der historische Walzenstuhlboden und der Sackboden ein Ort für Veranstaltungen werden. In den vergangenen drei Jahren konnte Egon Flemming mit seinen Angestellten, die über eine Fördermaßnahme des Jobcenters beschäftigt werden konnten, viel erreichen. „Wir haben das völlig verwahrloste Gelände in eine Parklandschaft verwandelt. Alle Bestandsgebäude sind vollständig entrümpelt“, erklärt der Geschäftsführer. Nun freut er sich auf den Fortschritt der Bauarbeiten im Silo. Neben den Exklusivwohnungen soll im Erd- und Untergeschoss auf 900 Quadratmetern ein Wellness- und Spa-Bereich entstehen. „Einen Betreiber gibt es bereits. Ich bin überzeugt, dass mit drei Saunen, einem Schwimmbad, einer Spa-Suite, Kosmetik und Massagen sowie einem Entree mit Loungebar ein für Wellness-Freunde attraktives Angebot entsteht“, so Flemming und zeigt stolz auf den Bereich im Kornspeicher, in dem das 11,5 Meter mal 5,5 Meter große Schwimmbad entsteht. Durch den jahrelangen Leerstand stand dort das Wasser fast zwei Meter hoch. „Das Wasser haben wir abgepumpt“, berichtet Egon Flemming. Die Witterung hat deutliche Spuren an der Fassade hinterlassen. Die Idee, das Gelände zu erwerben, hatte Egon Flemming im Februar 2017. „Die Gemeinde wollte die Gebäude abreißen, ich aber wollte das historische Ensemble und dessen Identität bewahren“, erklärt er. Ein Jahr später setzte er die Idee in die Tat um, vier Jahre später nun der Baubeginn. „Ich möchte es nicht versäumen, die sehr gute Zusammenarbeit mit der unteren Bauaufsichtsbehörde des Landkreises hervorzuheben“, sagt Flemming. Die seltene und schwierige Entwicklung eines alten Getreidebetonsilos stellten sowohl den Landkreis als auch den Bauherrn vor große Herausforderungen. „Zielorientiert und kompromissbereit wurden Lösungen gefunden.“